Betrachtungen zum Zeitgeschehen


14. Kritik an Wahlkampfveranstaltungen und Parteien allgemein

Wir erhielten z.B. die folgende e-mail: 

<"(...) Ich platze - mir fehlen die Möglichkeiten, meine Meinung zu äußern und das geht vielen so. Man darf vorgefertigte Fragen nach Wahlentscheidung u. ä. beantworten, aber man kann nirgends offiziell diskutieren (Wahlveranstaltungen wären ja dafür geeignet gewesen, aber genau dort wird penibel darauf geachtet, dass es zu keiner unvorhergesehenden Meinungsäußerung kommt). Es ist längst überfällig, dass Bürgern mehr Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden als nur Kreuze zu machen (auch die notwendige Informationsbasis), die hinterher sowieso anders gedeutet werden als sie gedacht waren. Für viele Themenkomplexe wurden von keiner Partei tatsächliche Alternativüberlegungen geboten.
Das Gesundheitssystem wäre doch ein geeigneter Bereich gewesen. Ich kenne Personen aus anderen Nationen, die  sich die Augen reiben in Deutschland, weil die effektive frühe Behandlung von unbehandelt später sehr teuren Erkrankungen viel zu gering ausgeprägt ist. Was gerade junge Menschen zwischen 18 - 30 trifft, die nicht vom Elternhaus unterstützt werden, deren eigenes Einkommen aber noch nicht ausreicht, um über den "von der Hand in den Mund"- Status hinaus zu gelangen. Außerdem gibt es genügend Familien in denen die Kinder noch nicht einmal die ihnen zustehenden kostenlosen Untersuchungen/Behandlungen erhalten: Wo bleiben Schulärzte,  Schulpsychologen, Schulessen und ein flächendeckendes Beratungsnetz für Eltern? Warum werden die Mütter(Kind)kuren sogar noch reduziert, wo das doch die Zeit ist, in der es am ehesten gelingt allgemein ungesunde Bedingungen in der Familie zu verbessern? Das würde tatsächlich immense Kosten sparen, aber erst in einigen Jahren. Und das nicht nur bei der Gesundheit der Kinder, Mütter und Väter, auch würden weniger Schüler ohne Abschluss die Schule verlassen - arbeitslos. Weniger Frührenten. Frauen (und Männer: ich kenne auch dafür Beispiele) würden sich die Rückkehr in den Beruf eher zutrauen und weniger in die Krankheit flüchten (statt zu arbeiten, oder eine Paar/Familientherapie durchzuhalten/durchzusetzen). Außerdem führt ein soziales Netz zu mehr Zutrauen -> und das braucht doch unsere Wirtschaft so dringend. Eine Frage, die jeder beantworten kann: Wieviele kennen Sie, die schlechte Leistungen bringen, weil sie es nicht besser können und wieviele weil sie es sich nicht besser zutrauen? Hinter "Nicht-Wollen", versteckt sich ja auch fast immer ein "Nicht-Zutrauen". Ich fordere ja keinen Megasozialstaat, nur den gezielten sinnvollen und effektiven Einsatz von Mitteln. Die kleine Hilfe zum Gehenlernen, die fast jeder irgendwann mal in dem eigenen Leben braucht und die  normalerweise von den Eltern geleistet wird. Und dort wo sie nicht von den Eltern geleistet wird, wird sie noch dringender benötigt, da sich dort meist viele Schwierigkeiten akkumulieren, die jede für sich, ohne Netz, Lebenswegentscheidend werden. ">

Unsere Anmerkung: Längere Tätigkeit in Berlin kann zur Abgehobenheit führen. Was die Bürger wollen, interessiert dann nicht mehr in dem Maße. Oft werden "Steckenpferdchen" der Politiker bzw. der Abgeordneten bevorzugt. Alles Andere wird vertagt, bis ein massiver öffentlicher Druck kommt, auf einem bestimmten Gebiet etwas zu tun. Das setzt voraus, daß die Bürger/innen politisch aktiver werden. Und wenn sie nur - wie in der Wendezeit der DDR - überall wo sich Menschen begegnen, auch über Politik reden würden. Wenigstens ansatzweise gibt es jetzt auch wieder ein solches verstärktes politisches Interesse.

Aus weiteren Zuschriften, die wir erhielten, ging u.a. hervor, 
<daß - gerade von Älteren mit gutem Gedächtnis - teils keiner Partei mehr zugetraut wurde, die Probleme im Sinne des "Wohles des Volkes" (Grundgesetz Art. 56) zu lösen. Eine überbürokratische, marode (oder gar korrupte) Politik führe zu Arbeitslosigkeit, Sozialleistungs- und Rentenkürzung, während die Volksvertreter sich selbst sehr hohe Gehälter zubilligten... .>

Anmerkung: Es gibt in der Politik tatsächlich ein Glaubwürdigkeitsdefizit aufzuholen. Jedoch müssen Abgeordnete zumindest so viel verdienen, daß sie nicht auf verlockende Angebote aus der Wirtschaft angewiesen sind.

Zurück zur Startseite       Rechte, e-mail