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Betrachtungen zum Zeitgeschehen
2e. Zur praktischen
Politik der Bundesregierung 2005-2009 (Große
Koalition) Stand 12.8.09
- z.T. weiterhin aktuell, da viele Altlasten
aus dieser Regierungszeit weiter gelten bzw. zum 1.1.2010 erst in Kraft treten.
-
Der Koalitionsvertrag war zwar rein rhetorisch gut und ausgewogen verfasst. Nach den Fakten bewertet, war er nicht "der Große Wurf", aber immerhin besser, als es hätte werden können. Die politische Praxis mußte jedoch beobachtet werden: sie zeigte bei näherer Betrachtung der verschiedenen Politikbereiche viele bedenkliche Tendenzen.
Unter
dem Strich sind die steuerpolitischen Neuerungen dieser
Bundesregierung eher schädlich für die Wirtschaft
und die Bürger/innen, und damit indirekt sogar für den Staatshaushalt;
z.B. die Mehrwertsteuererhöhung - die größte Steuererhöhung in der
BRD seit eh und je - und die Erhöhung der Versicherungssteuer um ebenfalls
3%. Deren Alle treffenden negativen Auswirkungen werden nicht wettgemacht
durch die geplante "Reichensteuer" für sehr hohe Einkommen, deren
Auswirkungen im übrigen auch noch nicht klar sind. Das
"Wirtschaftswachstum" in 2006 war wesentlich durch die Angst vor
dieser Steuererhöhung in 2007 bedingt; hie und da gibt es außerdem kleine
positive Effekte durch Maßnahmen der Vorgängerregierungen, und wahrscheinlich
auch durch die Fußballweltmeisterschaft; es gibt noch keine Maßnahmen der
Großen Koalition, die solche Wirkungen hätten; Wirtschaftsinstitute nehmen an,
daß die Angst der Industrie vor weiteren steuerlichen Verschlechterungen ab
2008 auch später im Jahr 2007 noch zu einem gewissen Wachstumsschub führte -
ein eigenartiger Zustand.
Die Chance, ab 2009 durch eine "Abgeltungssteuer"
an Stelle der bisherigen Kapitalertrags- und Zinsabschlagssteuern sinnlose
bürokratische Vorschriften zu entrümpeln, ist durch komplizierte
Besteuerungsunterschiede z.B. bei Zertifikaten schon wieder teilweise vertan.
Ein zu hoher Steuersatz von 25% führt außerdem dazu, daß vorwiegend
Kleinanlegern mehr als bisher aus der Tasche gezogen wird.
Außerdem
zeigt die im Zusammenhang mit der Abgeltungssteuer zusätzlich geplante
zeitlich unbeschränkte Gewinnbesteuerung einen Dilettantismus, gegen den
- wie bei anderen hier geschilderten Neuerungen - geradezu ein "Gesetz
gegen gefährlichen Dilettantismus in der Politik" geschaffen werden
müßte. Wie soll ein Privatmann dann ermitteln, welchen Wert etwas hatte, was
er vor langer Zeit irgendwo gekauft oder geerbt hatte, möglicherweise über
eine andere Bank als derjenigen, wo es dann liegt? (Das Gesetz sieht bei
bestimmten Anlageformen vor, sie bei einem Kauf ab März 2007 rückwirkend nach
der neuen Regelung zu besteuern, was Viele sicherlich erst viel später
erfahren werden.) Mangels Unterlagen Pauschalen anzusetzen, wäre von vornherein
ungerecht. Im übrigen werden viele langfristige "Gewinne" schon durch
die sich wie bei der Zinseszinsrechnung ansammelnde jährliche Teuerungsrate zur
Illusion. Die Spekulationssteuer sollte also wie bisher auf kurzfristige
Zeiträume beschränkt bleiben, statt praktisch alles zum ewigen Spekulationsgut
zu erklären.
Auch
die jetzt beschlossenen
Neubewertungen für die Erbschaftssteuer sind problematisch, weil dort
gerade Steine und Gras höher besteuert werden, die nicht ohne Schaden zu Geld
gemacht werden können, und deren nicht überall vorhandener Ertrag schon über
die Einkommenssteuer versteuert ist. Es hätte
daher auch eine Konsequenz aus dem Bundesverfassungsgerichtsurteil sein können,
diese sehr aufwändig zu erhebende und daher dem Staat nicht viel einbringende
Steuer zu Gunsten anderer Steuern ganz fallen zu lassen, wie es z.B. Österreich
macht. Auch das Argument ist einseitig, weil Erbschaften nicht selbst erarbeitet
seien, könne der Staat einen erheblichen Teil beanspruchen: der Einzelne
gehört nicht dem Staat, sondern zwischen dem Einzelnen und dem Staat gibt es
gerade die Familie, für die der Betreffende das erarbeitet hat. Die Familie
wird in allen Parteiprogrammen hochgehalten, aber in der Praxis nicht so sehr.
Eher als die weiter oben angeführten Steuern
könnte noch die sog. Tobinsteuer als Börsenumsatzsteuer für die
internationalen Großspekulationen eingeführt werden, was dort wenigstens einen
sinnvollen Steuerungseffekt hätte - aber das ist überhaupt nicht
geplant.
Die
in Einführung befindliche bundeseinheitlich gespeicherte Steuernummer
mit ihren nicht sauber ausgeschlossenen Vernetzungsmöglichkeiten und damit
Mißbräuchen gab bereits Anlaß für Klagen vor Gericht.
Wie das Wort von der Konkurrenzfähigkeit des Steuersystems eingelöst werden
soll, steht noch in den Sternen. Mit den bisher erwähnten Maßnahmen würde es
garantiert nicht erreicht.
Die Steuerentlastungen vom Juni 2009 für
Krankenkassenbeiträge im Rahmen eines Konjunkturpaketes sind logisch richtig,
wurden aber vom Bundesverfassungsgericht verlangt.
Die
Finanzmarktkrise wurde durch die bisherigen Maßnahmen eher
nur verzögert. Die letztendliche Ursache dieser Instabilitäten, die zu
weiteren Krisenphasen führen kann - die politisch geförderte, besonders in den
USA, aber auch in Deutschland schon zu hohe private, geschäftliche und
öffentliche Verschuldung -, wurde so nicht etwa durch Streichung unnötiger
Ausgaben abgebaut, sondern sogar weiter unterstützt. Dies bringt in den
nächsten Jahren u.a. die Gefahr einer erheblichen Geldentwertung mit sich. Daß
so trotzdem der Schaden für die Bevölkerung am geringsten sei, ist nur eine
unbeweisbare Behauptung. Stärkere staatliche Kontrollen gegenüber den Banken
bringen unter diesen Umständen keine wirkliche Abhilfe, sondern eher nur ein
weiteres Anwachsen eines zweifelhaften politisch-wirtschaftlichen
"Filzes". Extraseite "Zur Finanzkrise, Fragen und Antworten"
(wird nicht mehr angeboten).
Die
arbeitsmarktpolitischen und wirtschaftspolitischen Vorhaben setzen
im Wesentlichen die bisherigen Tendenzen fort. Auch wenn darunter durchaus
sinnvolle Maßnahmen sind, kann dies allein für sich die Arbeitslosigkeit nicht
massiv senken - wie auch schon die CDU/CSU/FDP-Regierung und die nachfolgende
Rot-Grüne Regierung daran gescheitert sind. Es ist eben auch nicht alles
machbar, und das wird dann zugegeben werden müssen. Das
neue Gesetzespaket "Fortentwicklung der Grundsicherung für
Arbeitssuchende" bringt vorwiegend Verschärfungen von Hartz IV:
z.B. Wohngemeinschaften bzw. Partner usw. werden verstärkt beobachtet und ggf.
statt des Staates herangezogen. Wo nicht sofort echte Arbeitsangebote
gemacht werden können, sollen "Sofortangebote" von zweifelhafter
Seriosität zum "Test" der Arbeitswilligkeit gemacht werden
(Bewerbungstrainings, 1-Euro-Jobs,...; wer ablehnt, wird noch härter behandelt
als bisher). Wer länger als 6 Monate in Heimen, Kliniken usw. verbringt, fällt
ganz aus ALGII heraus. Kleine Verbesserungen gibt es betr. Baby-Erstausstattung,
und betr. Zuschüssen für BAFÖG- und Berufsdausbildungshilfe-Bezieher.
Inzwischen wird Hartz IV durch ein "Optimierungsgesetz" schon zum
zweiten Mal verschärft: die Betroffenen sollen beweisen, daß sie kein
eheähnliches Verhältnis haben; Erwerbslosen unter 25 werden die Leistungen
gekürzt, ... .
Die neuen Versuche der SPD, bzw. teils auch aus der
CDU, Hartz IV durch längere Zahlungen an ältere bzw. länger zahlende
Versicherte wieder etwas zu entschärfen, sowie Vorstöße der SPD, einen
Mindestlohn einzuführen, könnten ein bißchen Entlastung bringen
.
Weiter, die "Rente
mit 67" früher als geplant einzuführen, ist angesichts der 5 Millionen
Arbeitslosen - und der Chancenlosigkeit, selbst mit 60 noch einen Arbeitsplatz
zu finden -, eine widersinnige Verzweiflungstat; auch wenn klug klingende
Argumente dafür angeführt werden.
Die Absichten zur Beseitigung des Briefpostmonopols
- mit der wahrscheinlichen Folge weiterer Serviceeinschränkungen - werden
fortgesetzt; desgleichen evtl. die weitere Privatisierung der Bahn, obwohl
bereits 70% der Bürger/innen dagegen sind: www.robinwood.de/verkehr
. Die SPD will neuerdings immerhin die Verscherbelung an
Großinvestoren (z.B. chinesische Großheuschrecken?) durch Volksaktien
erschweren.
Im
Bereich Soziales und besonders Gesundheit
werden Versatzstücke schwer vereinbarer Vorstellungen zu kombinieren versucht,
nur um überhaupt irgend eine Aktivität vorweisen zu können. Der Koalition
fehlt es hier an jeglichen echten Lösungen, sodaß die ausufernden
Krankheitskosten und der Krankenstand so nicht in den Griff zu bekommen sind:
z.B. die geplante Kosten-Nutzen-Analyse von Arzneimitteln kann ohne ausreichende
Berücksichtigung der Unterschiedlichkeit der Therapierichtungen die
Therapiemöglichkeiten eher verschlechtern. Der geplante - wenn auch vertagte -
Gesundheitsfonds, der statt der Kassen die Beiträge einziehen soll, ist mit
seinen möglichen Zusatzbeiträgen pro Kopf für die Versicherten auch zu
kompliziert und vermehrt nur die Bürokratie; Verträge von Kassen mit einzelnen
Ärzten können
die möglichen Leistungen für Patienten undurchschaubarer machen; die Einholung
einer Meinung eines 2. Arztes bei teuren Mitteln würde die Wartezeit bis zu
einer effektiven Therapie erhöhen. Bei Erfindungen wie dem Bonusheft für
Vorsorgeuntersuchungen lohnt sich keine Kommentierung; usw. Würden
die Privatkassen nur verpflichtet, auch auf Dauer Alle, die das wollen,
aufzunehmen, könnte das ein sinnvoller Schritt zu einer völlig freien
Kassenwahl sein; das aber mit einem Einheitsbeitrag und evtl. medizinischen
Einheitsleistungen zu verbinden, ist für die Therapiefreiheit und den
Wettbewerb schon wieder nachteilig und könnte obendrein am Verfassungsgericht
scheitern. Die geplante elektronische
Gesundheitskarte läßt vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen
Datenmißbrauchs nichts Gutes ahnen und wird von Patienten, Ärzten,
Privatkassen usw. abgelehnt.
Beim Thema Rauchen hat die Regierung bis zum
bitteren Ende entgegen aller juristischen Bedenken einen Prozeß bei der EU
geführt, um die Tabakwerbung zu retten; beim Nichtraucherschutz hat sie dagegen
willig auf die fadenscheinigsten juristischen Bedenken hin ihre Pläne
fallengelassen, bzw. sie den Bundesländern überlassen, die jetzt immerhin -
nach über 30 Jahren Kampf der Nichtraucher - endlich weitere Rauchverbote
durchsetzen.
Neue Lösungsansätze für die Entwirrung sozialer Probleme, wie eine erweiterte
Grundsicherung oder ein Grundeinkommen, interessieren diese Regierung nicht.
Für
die Familien kann es weitere kleine Verbesserungen geben.
Hätte es geben können. Das inzwischen nach einem guten skandinavischen Modell
schlecht abgekupferte Elterngeld wird zumindest die ärmeren Familien
benachteiligen (vgl. taz v.
3.5.06).
Jugendschutz: Gerade bemühte sich die Ministerin, wenigstens ansatzweise
effektive Einschränkungen bzw. Kontrollen des Verkaufs von Alkohol
und Gewaltspielen voranzubringen, - mit Methoden, die Vereine und Privatleute
schon erfolgreich erprobt haben - und schon wurde sie durch Politiker der
eigenen Regierung vorläufig ausgebremst. Es mag Argumente für und gegen den
Einsatz von Kindern als Spitzel geben, aber die parolenhafte öffentliche Kritik
dürfte eher den Lobbyisten nützen, zumal nicht nur diese umstrittenen
Methoden, sondern auch andere Maßnahmen ausgebremst wurden. Die
Internet-Sperren bei Kinderpornographie werden vielfach mit Recht eher als
Einfallstor für weitere, problematischere Beschränkungen der Internetfreiheit
gesehen.
Die Neuregelung von 2007, bei Unterhaltsleistungen Kinder vor der
früheren Ehefrau zu bevorzugen, dürfte nicht ganz falsch sein, ist aber
logischerweise umstritten; es wäre stattdessen als Kompromiß möglich, eine
prozentuale Verteilung einzuführen, durch die die frühere Ehefrau wenigstens
eine etwas bessere Versorgungssicherheit hätte, als nach der beschlossenen
Regelung.
Im Ressort Bildung und Forschung kann die Auswirkung der geplanten Föderalismusreform - die den Bürgern selbst wenig bringen wird - z.T. zwiespältig sein. Es wird im übrigen so geforscht, daß z.B. bei der Nanotechnologie Hunderte von Millionen Euro in die Erforschung von Chancen bzw. Anwendungen gesteckt werden, und gerade ca. 9 Millionen Eur in die Erforschung der erheblichen teils schon beobachteten Risiken - wobei zur Zeit erforscht wird, wie man die Risiken überhaupt erforschen will, - statt daß erst geforscht und dann angewendet wird.
In
der Umwelt- und Verbraucherschutzpolitik sind eher
begrenzte Rückschritte angelegt, und im Fall der
Gentechnik auch schon in die Wege geleitet. Durch Zuständigkeitsverlagerungen
auf die Länder im Rahmen der Föderalismusreform droht das
Zuständigkeitswirrwarr noch größer zu werden als bisher - Motto "5
verschiedene Regelungen für einen Fluß". Lieber keine Föderalismusreform
als so eine. Bundesmittel für den
Öffentlichen Nahverkehr sollen massiv eingespart werden.
Das neue Verbraucherinformationsgesetz - der rotgrüne Entwurf war an den
unionsgeführten Bundesländern gescheitert - wurde so verwässert, daß
es von auf diesem Gebiet engagierten Fachleuten als unwirksam eingeschätzt
wird. Beim Gentechnikgesetz drohen ebenfalls
größere Freiheiten für Freisetzungen und Verschlechterungen der
Verbraucherinformation bei gentechnisch
veränderten Lebensmitteln.
Die Klimaschutzvorhaben, soweit es sich um
sinnvolle Förderungsmaßnahmen handelt, die jede Regierung planen müßte,
stehen unter "Finanzierungsvorbehalt" (Stand 24.8.07). Was in der
Planung bleibt, sind teure bürokratische Zwangsauflagen für Bauherren und
Sanierungswillige - falls sich kleine Privatbesitzer unter diesen Umständen
Sanierungen noch leisten können; Baden-Württemberg ist hier schon einmal
vorangegangen mit seinem Gesetz, das künftig evtl. mit einem Bundesgesetz
konkurrieren wird. Holzschnitzelheizungen
werden gefördert, obwohl bisher gute Filtermöglichkeiten für die überall zum
Thema gewordenen Feinstäube fehlen. Maßnahmen
wie das in Europa verbreitete Tempolimit auf Autobahnen, die Umlegung der
Kfz-Steuer auf die Benzinsteuer - sodaß der tatsächliche Verbrauch besteuert
würde statt der Theorie -, und die Besteuerung auch des Flugbenzins fehlen.
Aussagen zur nach wie vor hoch problematischen Atomenergie wurden
nicht gemacht. Manche Ungereimtheiten in der Klimaforschung, die auf weitere zu
berücksichtigende Probleme neben dem CO2 hindeuten, blieben übrigens auch
ungeklärt, sodaß auch deswegen nicht geklärt ist, wieviel die bisherigen
Maßnahmen überhaupt bringen können, z.B. betr. Wetterextreme.
Die
Außenpolitik, Europapolitik und Entwicklungspolitik
können ein gewisses Maß an Kontinuität zeigen, die Kompromißsätze
("sowohl als auch") können sich jedoch auch als Leerformeln erweisen.
In Russland auch die Menschenrechte anzusprechen ist
richtig gewesen; aber unter dem Strich wurde die Freundschaft mit Russland
bereits zu Gunsten einer trockenen Sachbeziehung auf EU-Durchschnittsniveau
verspielt, ohne daß irgendetwas gewonnen wurde. Neuerdings
wurde durch einseitige Stellungnahmen im Georgien-Konflikt sogar eine Tendenz zu
einem neuen Kalten Krieg zwischen dem Westen und Rußland begünstigt.
Gegenüber den USA wurden zwar auch schwierige Punkte wie Guantanamo -ohne
Wirkung- angesprochen. Aber in der Praxis hat Deutschland neuerdings mit der EU
zusammen die hochgefährliche Eskalation des Iran-Konflikts vor den
Weltsicherheitsrat gebracht, wo sie von der Sache her in keiner Weise
hingehört, weil der Iran bisher gar nichts tut, was nicht zwischen der
Internationalen Atomenergieagentur IAEA und dem Iran geregelt werden könnte.
Gerade die IAEA-Kontrollen sind wichtig, um die Atomwaffenentwicklung verhindern
zu können; und gerade dies wird jetzt gefährdet. An die Grenzen des Wahnsinns
reicht die neue Äußerung von Kanzlerin und Außenminister, eine militärische
Option wolle man nicht ausschließen. Einerseits sagt Minister Steinmeier, man
wolle keinen Automatismus in Richtung Krieg; andererseits wurde eine Resolution
von der Art, wie sie bereits beim Irakkrieg zu einem solchen Automatismus
führte, mitvertreten, und nur Russland und China haben das bisher
glücklicherweise verhindert. Das hat mit dem nach wie vor bekannten klaren
Friedenswillen der deutschen Bevölkerung nichts mehr zu tun. (S.
ergänzend http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/rat/2005/massarat.html
. Das ist ein wesentlicheres Thema als dubiose und nicht nachprüfbare
Geheimdienstberichte, von denen die Zeitungen voll sind. S.a.
Andreas Zumach in taz 22.2.2007).
Im Palästina-Konflikt ist die einfallslose
Bundesregierung dabei, die deutsche Vermittlerrolle zu verspielen. Im
Libanonkrieg wurde eine nichts sagende Rhetorik gepflegt, die im Inland einen
schlechten Eindruck vermeiden sollte, und die in den internationalen Gremien
klare Beschlüsse mit Anderen zusammen behinderte. Eine große und zunehmende
Mehrheit der Deutschen ist aus vielen guten Gründen gegen Nahosteinsätze der
Bundeswehr, die eine relativ kleine Zahl von abgehobenen Politikern vorantrieb.
Außerdem, Deutschlands EU-Nettobeitrag steigt
um 2 Milliarden Euro... .
Die Kanzlerin plädierte für eine Wiederaufnahme des gescheiterten EU-Verfassungentwurfs.
Die Bevölkerung ist diesbezüglich kritisch eingestellt. Die
Bevölkerung in Frankreich und den Niederlanden, aber auch anderen Ländern, die
nicht abstimmen durften, ist mehrheitlich dagegen, noch mehr Entscheidungen noch
"effektiver" durch Mehrheitsentscheidungen von Brüssel aus
vorzugeben. Genau dies war auch in dem "institutionellen Kern" des
Verfassungsentwurfs enthalten, welchen Kern die Regierungen nun als
"Vertrag" umbenannt erneut vorlegen wollen, um die Bevölkerung nicht
nochmals fragen zu müssen. Die
Demokratiebewegung ( www.mehr-demokratie.de
u.a.) hat eine alternative "Berliner Erklärung Nicht ohne uns"
erstellt und fordert einen völligen Neubeginn des Verfassungsprozesses. Die
Bevölkerung wünscht auch keine "Dienstleistungsrichtlinie" u.ä.
weitere Liberalisierungen zu Gunsten der internationalen Finanzinvestoren
(z.T. "Heuschrecken"), und ist nach Umfragen auch nicht ohne weiteres zur
Aufnahme weiterer Länder in die EU bereit.
Es ist seltsam, daß diese Bundesregierung zumindest in ihrer Außenpolitik, nur
wegen ihres allseits formal korrekten Auftretens, lange in der Presse gut
wegkam. So konnte die Außenpolitik sogar als Ablenkung von den vielen
innenpolitischen Ungereimtheiten verwendet werden. Das wird jetzt langsam
anders, da jetzt der Dilettantismus bzw. der Qualitätsverfall oder auch die
Gefährlichkeit deutscher Außenpolitik schon kaum mehr zu verbergen ist.
Die
Innenpolitik und Justiz könnte ähnlich wie bisher verlaufen. Es
gab kleine Fortschritte, indem z.B. die früheren Entwürfe betr. Stalking
wieder aufgegriffen wurden. Volksentscheide auf Bundesebene - also auch
etwas, was die breite Mehrheit will - sind von dieser Regierung allerdings eher
nicht zu erwarten. Verschlimmerungen deuten sich bereits
an, wenn bei jedem Vorfall zwecklose weitere Einschränkungen der Rechte
aller Bürger/innen aus der Schublade gezogen werden. Oder wenn geplant ist,
erneut vorbeugende Flugzeugabschüsse zu genehmigen, obwohl das
Bundesverfassungsgericht das bereits verboten hat, indem es das Grundrecht aller
einzelnen Bürger hervorhebt, das nicht einer statistischen Risikobewertung
geopfert werden darf; falls die Gesichtspunkte des Gerichts nicht
berücksichtigt werden, wird es erneut tätig werden müssen. Außerdem
dachte Schaeuble an eine Internierung "Terrorverdächtiger" - wobei
der Verdachtsbegriff oft dehnbar ist, und auch, oder gar vorwiegend völlig
Unbeteiligte treffen könnte - vgl. USA, von deren Heimatschutzminister der
deutsche Innenminister sich beraten ließ. Weiter wollte er einen
Strafrechtsparagraphen gegen "Verschwörungen" - eine nebulose
Angelegenheit, zumal der betonte Bezug zu einer Gefahr durch islamistische
Kreise im Gesetz so nicht stehen würde; d.h. daß auch dies Gesetz für alle
denkbaren Kreise ein Sicherheitsrisiko wäre - z.B. für Bürgerinitiativen. Der
"Abschuß" war schließlich der Vorschlag, eine gezielte Tötung von
gefährlichen Leuten zuzulassen, was ja ohne Strafrechtsprozeß automatisch auch
nur auf einem Verdacht beruhen würde, und sich auch nicht nur auf islamistische
Terroristen beziehen würde. All diese Vorschläge werden inzwischen allgemein
verdächtigt, den Rechtsstaat existenziell zu gefährden. Unsere Prognosen
wurden hier in negativer Hinsicht deutlich übertroffen.
Andererseits
wurde jetzt, im November 2007 die deutsch-polnische Grenze beseitigt, sogar
früher als geplant war - trotz Verharmlosungen seitens der Politiker
unvereinbar mit den tatsächlichen Sicherheitswünschen Vieler in der dortigen
Bevölkerung und Polizei -. Da waren dann plötzlich ganz andere,
"wirtschaftliche" Interessen maßgeblicher.
Wie sich bei diesem Durchgang durch die Sachgebiete zeigt, war leider, zumindest unter dem Strich, eher eine Verschlechterung gegenüber der Politik der vorherigen Bundesregierung im Gange; - dies auch bei einer Betrachtungsweise, die nicht einseitig Positionen der einen oder anderen Partei einnimmt, sondern Stärken und Schwächen der Parteien bei verschiedenen Punkten ihrer Programme sieht. Allgemeine schöne Reden, daß die Regierung auf dem richtigen Wege sei, ändern an diesem Befund nichts. Eine solche Politik und deren Folgen hatte und hat die Bevölkerung nicht verdient.
In
einer "Ampelkoalition" aus SPD, Grünen und FDP oder einer
"Jamaika-Koalition" aus CDU/CSU, FDP, und Grünen könnten einige der
oben festgestellten Fehler der "Großen Koalition" aus CDU/CSU und SPD
vermieden werden bzw. geringer ausfallen, da unter den real diskutierten
Koalitionen nur hier z.B. das Gewicht der Bürgerrechte gegenüber der
Bürokratie stärker wäre, als bisher.
S.
unsere Ausarbeitung über alle möglichen Koalitionsarten.
Auswertung des Koalitionsvertrags der neuen CDU/CSU/FDP-Regierungskoalition 2009
Der Text des Koalitionsvertrags der neuen CDU/CSU/FDP-Regierungskoalition 2009**
Erste Auswertungen zur praktischen Politik der CDU/CSU/FDP-Bundesregierung 2009
Eine Auswertung der Bundestagswahlprogramme 2009
S.a. unsere Ausarbeitung über gemeinsame Schnittmengen aller möglichen Koalitionsarten;
Unsere Seite 2d.: Zum Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2005.
Ein anderes interessantes Projekt: der "Demokratie-Spiegel" ist ein Monatsmagazin für Politik, Direkte Demokratie, Bürgerpolitik in Deutschland und Europa. www.demokratie-spiegel.de
Siehe auch den deutschen Bürgerrechtsblog http://www.netzpolitik.org
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